Ohne Plattenvertrag in die Charts?

Ohne Plattenvertrag in die Charts?

Steffi List stellt am Montag bei Stefan Raab ihr Debüt-Album vor
In der Castingshow von Stefan Raab hatte Steffi List den dritten Platz erreicht. Ihr Finalsong „Break The Silence“ kam vor einem Jahr als 4-Track-Single mit den Beiträgen der anderen Finalisten beim Major-Label Universal heraus. Inzwischen hat die 33-Jährige ein Album aufgenommen. Aber trotz Medienrummel hat keine große Plattenfirma zugegriffen. Am Freitag, 16. Januar, bringt Steffi List deshalb ihr Debüt-Album „Why do you love me“ im Alleingang heraus.


Am 12. Januar sitzt Steffi List wieder in Köln auf dem Sofa von TV Total-Moderator Stefan Raab und plaudert über ihren Plan, die Charts ohne Unterstützung der Plattenindustrie zu stürmen. Der Hintergrund: Major-Labels wie Universal oder Sony BMG hätten kein Interesse an ihren Songs gezeigt, sagt die Geldersheimerin im Gespräch mit dieser Zeitung. „Ich war es meinen Fans schuldig, ein Album herauszubringen“. Also hat sie es selbst gemacht, hat ein kleines Team gebildet und will nun in die Charts.
Steffis Team, das sind die Produzenten Wolfram Gotzen aus Maßbach und Oliver Frerichmann aus dem westfälischen Hamm. Gemeinsam haben sie zehn Eigenkompositionen von Steffi aufgenommen und produziert, das Artwork gestaltet und Vertriebswege über das Internet organisiert. „Die große Schwierigkeit ist, die CDs an den Mann oder die Frau zu kriegen“, sagt Steffi. Fünf Filialen von Media Markt in Würzburg, Schweinfurt und Bad Neustadt machen mit. Außerdem verkauft sie die CDs bei Konzerten. „Am besten wäre es, wenn meine Fans das Album bei www.amazon.de bestellen oder bei den bekannten Musikportalen downloaden, weil diese Verkäufe registriert und an Media Control weitergegeben werden“, sagt die List.
Hoffen auf gute Verkaufszahlen


Dort müssen die Verkaufszahlen für einen Einstieg in die Charts reichen. Abzockerangebote oder Knebelverträge, verbunden mit dem Verzicht auf künstlerische Freiheit, habe sie viele bekommen, sagt die Sängerin. Aber als Marionette der Plattenindustrie die Songs von anderen präsentieren, das will sie nicht. „Mit deutschsprachigen Songs hätten sie mich sofort genommen, aber das ist nicht mein Ding. Die Plattenfirmen haben einfach nicht an meine Musik geglaubt. Sie waren skeptisch, dass mein Stil bei den Leuten ankommt“. Man habe ihr gesagt, ihre Songs seien ein bisschen altbacken.
Sie selbst findet ihre Lieder natürlich gut und glaubt, dass ihre Musik auch funktioniert, weil nicht jeder den gleichen Geschmack hat. Vielleicht, wirft sie ein, sei sie mit 33 Jahren aber auch schon zu alt fürs Musikgeschäft. Im Januar ist sie jedenfalls auf Promotion-Tour in ganz Deutschland und stellt das Album bei Autogrammstunden ihren Fans persönlich vor. Ihr blüht die klassische Ochsentour, ohne Unterstützung durch das Geld einer großen Plattenfirma. Dabei ist sie durchaus in guter Gesellschaft, denn auch die anderen Finalisten der Raab'schen Casting-Show müssen schwer für ihren Erfolg schuften.
Der Kölner Liedermacher Gregor, der den zweiten Platz belegt hatte, konnte zwar ein eigenes Album auf den Markt bringen, musste sich aber auch wie Countrysänger Mario aus dem Allgäu um viele Sachen selbst kümmern. „Das war schon sehr enttäuschend für mich“, gibt Steffi zu. „Ich stand im Finale, hatte einen gewissen Bekanntheitsgrad und bin davon ausgegangen, dass der eine oder andere auf mich zukommt und mir das Angebot macht, ein Album aufzunehmen. Aber es kam einfach niemand. Wir haben uns bemüht, aber da ging nichts von selbst.“
Fast immer auf Tour


Trotzdem haben ihr die wochenlangen Auftritte bei TV Total geholfen. Die 33-jährige ist ständig solo, mit ihrer Coverband Blast oder mit dem Akustik-Trio Anplagged in Unterfranken unterwegs. Auftritte vor großem Publikum wie beim Christopher Street Day in Köln sind auch keine Seltenheit mehr. Steffi List ist wild entschlossen, ihren Weg als Künstlerin weiter zu gehen. „Ich wollte schon vor zwei Jahren ein Album herausbringen“, sagt sie. „Das hat sich durch die Geschichte bei Stefan Raab verschoben. Ich habe 2008 sehr viele Gigs gespielt und wahnsinnig viele E-Mails bekommen von Fans, die auf ein Album warten. Das spornte an“.
Steffi Lists Namen ist über die Grenzen Unterfrankens hinaus bekannt, deshalb wurde sie für das Weihnachtsalbum des Projekts „2nd Chance“ eingeladen. Gescheiterte Casting-Stars wie Martin Stosch, Didi Knoblauch oder Nektarios Bamiatzis durften je einen Weihnachtssong aufnehmen. Steffi List wollte ohnehin einen solchen ins Internet stellen, der war auch schon fast fertig. Also hat sie „When It's Christmas“ eingeschickt.
Künftig will sie alles selbst in die Hand nehmen, auch die Pressearbeit und das Booking der Konzerte und sich nicht mehr auf Versprechen der Plattenindustrie verlassen. „Lieber kleinere Brötchen backen, aber dafür Schritt für Schritt vorankommen.“

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